Wir finden uns bei Annelies Štrba auf dem Dachboden wieder, der gerade umgebaut wird. Viel Schleifstaub bedeckt deshalb die Flächen im hellen Raum, es riecht nach frischem Holzlack. Die Künstlerin wohnt im Herzen von Richterswil, unweit der dortigen Filiale der Zürcher Kantonalbank, die 2018 neu gestaltet wurde. Seitdem schmückt ein Pigmentdruck aus der Serie «Tsukikawa» ein Besprechungszimmer.
In ihren Kunstwerken entwickelt und komponiert die gelernte Fotografin ihre Sujets mithilfe der Überbelichtung immer wieder neu. Sie nähert sich Schritt für Schritt dem gewünschten Sinneseindruck. Ihre farbstarken Werke zeigen oft traumähnliche Gestalten, vermitteln etwas Magisches und Märchenhaftes. «Ich verzichte bei meinen Werken ganz bewusst auf Titel oder Beschreibungen. Meine Bilder sollen für sich selbst wirken», sagt Štrba.
Den internationalen Durchbruch schaffte die gebürtige Zugerin 1998 an der Ausstellung «Sphère de l’intime. Le Printemps de Cahors» in Arles. Zu rhythmischen Klängen inszenierte sie damals jeweils drei thematisch frei komponierte Bilder ihres über 20-jährigen Schaffens in einer Diaschau. Dieses neu geschaffene Momentum hätte eine ganz eigene Assoziation bei den Besuchern ausgelöst, so Štrba. Der eigene Eindruck, sagt die weltweit tätige Video- und Fotokünstlerin, sei die Konstante ihres Schaffens: «Meine Bilder weisen eine Eigenständigkeit auf. Das ist und war mir immer wichtig.»