Lamu, Kenia, vielleicht 2005. Das Festland – zum Greifen nah. Die Schwüle – nicht fassbar. Das Buch – zur Hand. So wie die Fotokamera, wenn Caro Niederer reist. Dann: Zeit haben für den Augenschein. Der Intuition Raum geben. Die Abwechslung von Geselligkeit und Musse.
Apropos: Ihr Sohn liest auf der Terrasse, als Caro Niederer in jenen Ferien die Lücke im dichten Pflanzenwuchs wahrnimmt und auf den Auslöser ihrer Kamera drückt. Nicht gleich, doch bald wird sie dieses Diapositiv nach China schicken; Caro Niederer war ehemals zur Shanghai Biennale eingeladen und hat im Land Bande geknüpft. Und knüpfen in anderer Form, das werden nun auch zwei chinesische Frauen, Meisterinnen ihres Handwerks. Jener 100 mal 70 Zentimeter grosse Seidenteppich, der Monate später in Zürich eintrifft, wird wie das Inselquartier heissen: «Bananahouse». Dass er von einem analogen Lichtbild abgeleitet ist und wie grobkörnig erscheint, ist wunderbar diametral zur heutigen Pixeljagd in der digitalen Fotografie.
Doch mitnichten hat die Zürcher Künstlerin den Prozess minutiös geplant, als sie das Foto schiesst. Vielmehr kuratiert sie im Rückgriff auf ihren grossen Fundus an gesammelten Postkarten und Fotos mit häufig allgemeinen Motiven laufend die Erinnerungen ihres Lebens; es abzubilden, dazu dient ihr die Kunst, und manchmal – wie nebenbei kreiert sie dieses Wort – «gibt» sie zur Vollendung etwas «fremd».