Rekordhohe Inflationsraten zwingen die Zentralbanken zu drastischen Zinserhöhungen. Das hat die Renditen stark steigen lassen. Die Inflation – ausgelöst durch die Folgen der Corona-Pandemie und dem Angriffskrieg Russlands – hat das Phänomen negativ rentierender Anleihen innert kürzester Zeit zum Verschwinden gebracht.
Auch die Schweiz kämpft mit Anstieg der Teuerung
Im Juni erreichte die Inflationsrate mit 3.4 % den höchsten Stand seit drei Jahrzenten. Damit ist der Inflationsdruck zwar noch deutlich geringer als in den Nachbarländern, was die Schweizerische Nationalbank (SNB) jedoch nicht davon abhielt, den Leitzins im Juni gleich um einen halben Prozentpunkt von -0.75 % auf -0.25 % zu erhöhen. Zudem hat sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, sollte die Inflationsrate weiter über 2 % liegen.
Staats- und Unternehmensanleihen betroffen
Die gegenwärtigen Marktturbulenzen haben nicht nur die Renditen von Staatsanleihen steigen lassen, sondern auch das Umfeld für Unternehmensanleihen massgeblich verändert. Das Jahr 2022 wird je länger je mehr von konjunkturellen Unsicherheiten geprägt. Deshalb fordern Gläubiger nun höhere Kreditprämien, was die Renditen von Unternehmensanleihen steigen lässt. Zudem senkt die hohe Inflation die Kaufkraft und entwertet die Ersparnisse der Konsumenten. Die Konsumentenstimmung sinkt, die Verbraucher halten sich bei Käufen zurück, was wiederum die Umsätze und Gewinnerwartungen der Unternehmen belastet.
Entwicklung der Renditen und Kreditrisikoprämien
Eine Unternehmensanleihe lässt sich in zwei Risikodimensionen einteilen: Das Zinsrisiko und das Kreditrisiko.
- Das Zinsrisiko bezieht sich auf die Abhängigkeit der Rendite einer Obligation von der Änderung des Zinsniveaus. Grafik 1 stellt die Entwicklung der Verfallsrendite (annualisierte Rendite, die ein Anleger erzielt, wenn er die Obligation bis zur Fälligkeit hält) für Anleihen verschiedener Restlaufzeiten dar. Lag die Verfallsrendite einer 10-jährigen Schweizer Bundesobligationen zu Beginn des Jahres noch bei -0,11 %, so lag der Wert per Ende Juni bei über einem Prozent.