45 Jahre bei der Zürcher Kantonalbank – wer hätte das gedacht?
Wenn ich es nicht vorhergesehen habe, dann hat es jemand anders auch nicht. Also: niemand.
Was bedeutet Ihnen Treue?
Für die Zürcher Kantonalbank ist Kontinuität ein Asset. Meine 45 Jahre bei der Bank stehen insofern exemplarisch dafür. Treue hat aber viele Facetten. Sich selbst gegenüber treu zu bleiben, ist generell wichtig, erst recht als Führungskraft. Die Leute sollen wissen, auf wen sie treffen. Es lohnt sich, für Treue zu kämpfen.
Lässt sich das Geheimnis einer langen «Ehe» in einem Satz beschreiben?
Es ist ein Geben und Nehmen. Ohne das geht es nicht. Die Ansichten darüber, wer mehr gibt und wer mehr nimmt, können schon einmal unterschiedlich ausfallen. Über die Zeit hinweg muss es sich ausgleichen. Sonst kommt es nicht gut.
Was wird einen besonderen Platz in Ihrem Erinnerungsschatz haben?
Was bleibt, sind die Begegnungen mit all den Menschen, die intensiven Momente im Austausch, in der Auseinandersetzung, im Erreichen von Zielen oder auch mal im Scheitern. An viele Gesichter werde ich mich gerne erinnern.
Hatten Sie je einen Mentor?
(lacht) Nie. Nur Chefs, die mich geschliffen haben.
Wie charakterisieren Sie Ihren Stil als CEO?
Kompromisslos, was Qualität betrifft. Hart, wenn es sein muss. Bereit für die Konfrontation. Gleichzeitig gebe ich gern viel Raum und vertraue ich. Und ich denke, mit der Zeit ist auch das Herz etwas weicher geworden.
Effizienz und Schnelligkeit – wie wichtig?
Ich bin im Firmenkundengeschäft gross geworden. Dort galt die sogenannte Nettokommunikation – keine nette Verpackung: sagen, was ist. Dann weiterarbeiten, Zeit gewinnen für die wichtigen Dinge. Schlecht ist auch, wenn das Gefühl aufkommt, beim CEO bleibt etwas liegen. Das lähmt das System. Mit Erfahrung und mehr Routine wuchs meine Sicherheit, rasch zu entscheiden. Ich glaube, das wurde geschätzt.
Was nötigt Ihnen bei anderen am meisten Respekt ab?
Ein jeder bewegt sich innerhalb seiner Möglichkeiten. Wenn jemand seine gefühlten Grenzen ein wenig verschieben kann, auf welchem Niveau auch immer, dann verdient das Respekt.
Wann ist Stolz legitim?
Stolz ist immer legitim. Die Frage ist nur, ob jemand den Stolz zur Schau trägt. Ich kann sehr gut innerlich stolz sein und muss das nicht allen erzählen.
Trotzdem: Wie stolz sind Sie?
Auf einer Skala von 1 bis 100: 110 (lacht). Mein Werk bei der Zürcher Kantonalbank ist vollbracht, und die Bank steht gut da. Ich bin immer noch mit der gleichen Frau glücklich verheiratet, bin stolz auf meine zwei Kinder. Es bleibt nur, Danke zu sagen für dieses Lebensglück.
Wenn jemand den Krisenmodus kennt, dann die Welt. Wie ist ihr zu helfen?
Die Welt benötigt keine Hilfe. Sie hat als Einzige schon alle Krisen gesehen – und überlebt. Die Menschheit hingegen scheint unbelehrbar und muss offenbar immer wieder herausfinden, was geht und was nicht. Ich bleibe trotzdem optimistisch. Denn die Welt ist am Ende doch immer lebenswerter geworden.