Die Europäische Union will bis 2030 die Produktion und den Import von grünem Wasserstoff auf jeweils 10 Millionen Tonnen pro Jahr hochfahren. Die Herstellung dieser Menge erfordert die Erweiterung der Elektrolysekapazitäten in der EU von derzeit 0,2 Gigawatt (GW) pro Jahr auf 65 bis 80 GW. Hierfür werden rund 500 Terrawatt-Stunden an Strom benötigt. Ist das machbar? Gemäss der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden im Jahr 2021 innerhalb der gesamten EU ca. 1100 Terrawattsunden Strom mit erneuerbaren Energien produziert. Deshalb müssen die erneuerbaren Energien für die Wasserstoffproduktion massiv ausgebaut werden. Subventionen sollen dabei helfen.
An einer wirtschaftlichen Nutzung von Wasserstoff wird bereits seit Jahrzehnten geforscht. Durchsetzen konnte sich Wasserstoff als Energieträger jedoch bis heute nicht. Der dringende Bedarf an Dekarbonisierung hat zu einer Neubewertung der Leistung des Energieträgers Wasserstoff und den dazu nötigen Produktionsprozessen geführt.
300 Milliarden Euro im REPowerEU Plan
In der EU sollen die hochgesteckten Ziele durch den REPowerEU Plans gefördert werden. Der Plan wurde am 18. Mai 2022 vorgelegt – als Reaktion der EU auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Der RepowerEU Plan sieht ein Investitionsvolumen von EUR 300 Milliarden vor und besteht zu wesentlichen Teilen aus nicht abgerufenen Corona-Krediten. Diese werden nun umgewidmet, um die «Net-Zero-Industrie» (Windkraft , Solarzellen, Wärmepumpen, Batterien, E-Autos und Wasserstoff) zu fördern. Ziel des Plans REPowerEU ist es, die Energieversorgung der EU in drei Dimensionen langfristig zu sichern:
- Senkung des Energieverbrauchs
- Erzeugung sauberer Energie
- Diversifizierung der europäischen Energieversorgung
Wasserstoff spielt dabei eine Hauptrolle, da er die Energieversorgung diversifiziert und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere von Erdgasimporten verringert.
Auf Importe angewiesen
Die EU will im Jahr 2030 insgesamt 10 Millionen Tonnen Wasserstoff importieren. Dafür kommen alle Länder in Frage, die einerseits grosse Mengen an erneuerbarem Strom erzeugen können und die andererseits über Wasser verfügen, da Wasserstoff via Elektrolyse mit Strom und Wasser hergestellt wird. Mit Ländern wie zum Beispiel Mauretanien, Angola, Namibia, Chile, Island oder Norwegen laufen – teilweise sehr weit fortgeschrittene – Gespräche bezüglich einer langfristigen Wasserstoff-Kooperation. Erste Rahmenverträge wurden bereits abgeschlossen. Allerdings sind bisher weniger als eine Million Tonnen Wasserstoff-Importe aus diesen Ländern geplant. Es bleibt abzuwarten, ob sich genügend Länder finden, die im Jahr 2030 ausreichend Wasserstoff produzieren und diesen dann auch in die EU exportieren wollen.