Vor knapp zwei Wochen endete die jüngste Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh. Was bleibt von diesem Treffen in Erinnerung?
Fabio Pellizzari: Nichts, was nicht bereits 2021 in Glasgow diskutiert wurde. Man ist diesmal nicht wirklich weitergekommen.
Braucht es die jährlichen Konferenzen überhaupt?
Die Treffen sind essentiell, auch wenn es manchmal schwierig ist, konkrete Massnahmen zu vereinbaren. Denn der Klimawandel ist ein globales Problem und kann nur global gelöst werden. Zudem wurden an vergangenen UN-Klimakonferenzen, namentlich an jener von Paris 2015, wichtige Beschlüsse gefasst.
Wie wirken sich diese auf Ihr tägliches Geschäft aus?
Der Beschluss der Pariser Klimakonferenz, die globalen Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050 auf netto-null zu reduzieren, hat beispielsweise diverse Staaten motiviert, Verkaufsverbote für Benzin- und Dieselautos zu erlassen. Viele Autobauer haben in der Folge den Ausstieg aus den Verbrennungsmotoren verkündet. Für uns als Asset-Management-Haus ist es zentral, dass wir die daraus entstehenden Risiken und Chancen für die einzelnen Firmen erkennen. Denn diese wirken sich direkt auf die Rendite einer Finanzanlage aus.
Wie gehen Sie dabei vor?
Auch wir bekennen uns zu den Pariser Klimazielen und verfolgen seit 2020 mit unseren aktiven Anlagen traditioneller Asset-Klassen einen Treibhausgas-Absenkungspfad. Dazu messen wir in jedem Anlageuniversum den CO2e-Ausstoss. Damit wir bis 2050 das 2-Grad-Ziel erreichen, müssen wir die Treibhausgas-Emissionen jährlich um 4 Prozent senken. Streben wir das 1,5 Grad-Ziel an, sind es sogar 7,5 Prozent pro Jahr. Für jedes Portfolio können wir täglich die Höhe des CO2e-Ausstosses ermitteln. Auch lassen sich die Auswirkungen von Käufen oder Verkäufen auf die Portfolios simulieren.
Inwieweit nehmen Sie Einfluss auf die Nachhaltigkeitsanstrengungen der Unternehmen?
Wir verfolgen den Engagement-Ansatz, sprechen mit den Firmen und versuchen, entsprechende Massnahmen anzustossen oder zu unterstützen. Mit Holcim beispielsweise, dem wohl grössten kotierten CO2e-Emittent der Schweiz, pflegen wir seit 2017 einen regelmässig Austausch über Treibhausgas-Reduktionsziele. Eine andere Möglichkeit ist die teilweise oder ganzheitliche Veräusserung von Titeln, wenn das Absenkungsziel nicht erreicht wird. Denn wir müssen den CO2e-Ausstoss im Portfolio kompensieren, wenn eine Firma mehr Emissionen ausstösst, als unser Absenkungspfad vorgibt.
Wobei Holcim doch eher zu den nachhaltigeren Zementfirmen zählt.
Dies trifft tatsächlich zu. Der Zementkonzern arbeitet daran, seinen Treibhausgas-Ausstoss jährlich um 7,5 Prozent zu reduzieren. Dazu hat er bereits zahlreiche Massnahmen eingeleitet.
Was, wenn Holcim vom Pfad abweicht?
Wir müssten über die Zeit eine Untergewichtung der Holcim-Titel in Erwägung ziehen, damit das Portfolio den Absenkpfad erfüllt.