Die Kritik gegen erneuerbare Energien verstummt in diesen Tagen. Krieg und Klimakrise zeigen auf, dass die Abkehr von (russischen) fossilen Energieträgern sowohl das Klima schützt als auch die Energiesicherheit erhöht. Dennoch fragt man sich, wie teuer es für Wirtschaft und Gesellschaft kommt, wenn unser Wirtschaftssystem bis 2050 aufgrund des Klimaschutzes und der Energiesicherheit nahezu ohne fossile Energieträger auskommen soll. Es stehen Argumente im Raum, die scheinbar kaum vereinbar sind:
- Einerseits wird eine Greenflation, sprich steigende Energiepreise aufgrund neuer Umwelttechnologien, erwartet, die die Bevölkerung de facto ärmer macht. Das Kernargument ist der für Klimaschutz notwendige hohe CO2-Preis. Der frühere Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, betont, dass billige fossile Energieträger ihren Kostenvorteil verlieren müssen. Wenn bis 2030 aufgrund des 1,5°C Klimaschutzzieles die CO2-Emissionen halbiert werden sollen, dann impliziert dies einen CO2-Preis von 50 bis 100 US-Dollar pro Tonne CO2. Konsumenten müssen diesen bezahlen, damit die Energiewende möglich wird. Dies führt zwangsläufig zu Greenflation.
- Andererseits sehen gewisse Klimaschutzverfechter auch eine Greendeflation. Sie untermauern ihre Prognose zum Beispiel mit dem Verweis auf deutlich gesunkene Preise für Solarmodule. Im Jahr 2008 lagen die Preise für ein Solarmodul bei rund 4 Dollar pro Watt. Heute sind es noch rund 0,2 bis 0,3 Dollar pro Watt.
Hinsichtlich Solarenergie ist somit der Begriff Greenflation zweifelsohne falsch. Ähnliches gilt für die Preisentwicklung von Windenergie oder von Batterien für die Elektromobilität.
Was wirkt inflationär, was deflationär?
Die internationale Energieagentur (IEA) versucht nun die Diskussion hinsichtlich Greenflation zu versachlichen, indem sie durch detaillierte Analysen zeigt, welche Klimaschutzmassnahmen bzw. Klimaschutztechnologien inflationär und welche deflationär auf Energiepreise wirken. Die IEA erklärt, dass bis 2030 neben den bereits in Folge der UN-Klimakonferenz von Glasgow (COP26) geplanten CO2-Reduktionen zusätzlich noch 14 Gigatonnen (GT) CO2 eingespart werden müssen – ein fraglos enormer Kraftakt.