Energieabhängigkeit von Russland schafft kritische Versorgungslage
Die Energiesicherheit Europas steht auf dem Spiel. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich die Lage an den internationalen Energiemärkten, – insbesondere in Deutschland und Italien – deutlich verschärft. Deutschland hat aufgrund der angespannten Situation bereits seinen Notfallplan für die Gasversorgung aus der Schublade geholt und bereits die ersten beiden von drei Eskalationsstufen ausgerufen (Frühwarn- und Alarmstufe). Sollte die dritte und letzte Eskalationsstufe des Plans zur Anwendung kommen, müsste mit Rationierungen von Gas für einzelne Industrien gerechnet werden.
Bei Gas-Stopp droht Rezession
In einer gemeinsamen Analyse der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands gehen Ökonomen davon aus, dass ein Gasunterbruch in den Jahren 2022 und 2023 zu massiven Verlusten für die deutsche Wirtschaft führen würde. Rund 220 Milliarden Euro oder 6,5 % der deutschen Wirtschaftsleistung stünden dann im Feuer. Schon heute sind die Auswirkungen der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland beträchtlich. Für die Verbraucher werden die immer weiter steigenden Strom- und Erdgasrechnungen zunehmend zur Belastung.
Erneuerbare sind relativ günstig
Zugleich ist die Inflation jetzt allgegenwärtig. Konsumentinnen und Konsumenten in der Europäischen Union zahlten im Mai 2022 40% mehr für Elektrizität, Gas und andere Treibstoffe als im Vorjahresmonat. Mit den Sanktionen gegen Russland und der damit einhergehenden Verknappung von fossiler Energie haben die Preise von Erdgas, Kohle und Öl deutlich angezogen. Die Preise für Investitionsgüter haben in der Europäischen Union hingegen nur um vergleichsweise bescheidene 8 % zugelegt. Diese grossen Unterschiede bei der Preisentwicklung von fossilen Energieträgern und Investitionsgütern – zu letzteren zählen auch Windturbinen, Solaranlagen und Wärmepumpen – haben unmittelbare Folgen für die Stromerzeugung.