Die Weltwirtschaft dürfte sich im kommenden Jahr deutlich erholen - angeführt durch die Asien-Pazifik-Region, so die Prognose des CIO-Office der Zürcher Kantonalbank. Voraussetzung ist, dass die Fiskal- und Geldpolitik weiterhin unterstützend bleibt. Entscheidend wird nicht nur sein, wann ein Impfstoff das gewohnte Leben wieder zulässt, sondern auch, welche strukturellen Veränderungen die Covid-19-Pandemie mit sich bringt. Für das kommende Jahr bevorzugt das CIO-Office weiterhin Aktien gegenüber Obligationen, die Dominanz defensiver Märkte dürfte abnehmen und Innovationen wichtiger werden.
Der globale Ausbruch der Corona-Pandemie löste im Frühling eine angeordnete, angebotsseitige Vollbremsung der Wirtschaft aus. Nach der Aufhebung der flächendeckenden Lockdowns nahm die Wirtschaft rasch wieder Fahrt auf, erholte sich aber nur unvollständig. Jüngst haben die Aussicht auf einen bald verfügbaren und wirksamen Impfstoff sowie die Hoffnung, dass der neu gewählte US-Präsident Joe Biden die internationale Zusammenarbeit wiederherstellen werde, die Wahrscheinlichkeit einer kräftigeren wirtschaftlichen Erholung erhöht.
Der asiatisch-pazifische Raum hat einen zeitlichen Vorsprung in der Pandemiebekämpfung und wird 2021 die globale Konjunkturerholung anführen. Das neu gegründete asiatisch-pazifische Freihandelsabkommen (RCEP) verleiht dem Raum zusätzlichen Auftrieb. In den USA und Europa, denen die Pandemie wirtschaftlich besonders stark zugesetzt hat, hinkt die breite wirtschaftliche Erholung hinterher. Der Rückstand dürfte sich mit der Verteilung des Impfstoffes sukzessiv verringern. Alle drei Regionen werden fiskalpolitisch nachlegen - sofern es sich als politisch machbar erweist. In den USA dauert die Aushandlung des Fiskalpakets wegen den Wahlen an und in der Eurozone macht sich der strukturelle Graben zwischen Nord und Süd wieder bemerkbar, was die Durchsetzung konjunkturstützender Massnahmen erschwert.
Insgesamt erwartet das CIO-Office für 2021 eine global starke Wachstumsdynamik, in der vor allem die konjunktursensitiveren Regionen ihr Aufholpotenzial entfalten werden. Das Wachstum dürfte sich in den Folgejahren jedoch auf einem Niveau unterhalb des Vorkrisenniveaus einpendeln. Darum braucht es über einen längeren Zeitraum hinweg die Unterstützung der Geld- und Fiskalpolitik. Aus ökonomischer und anlagepolitischer Sicht wird nicht nur entscheidend sein, wann der Impfstoff das gewohnte Leben wieder zulässt, sondern auch, welche strukturellen Veränderungen die Covid-19-Pandemie bewirkt.