Seit 1. September sind Sie CEO der Zürcher Kantonalbank. Was ist immer noch neu für Sie?
Vorweg: Ich habe die Zürcher Kantonalbank in einem umfassenden, dreimonatigen Einführungsprogramm in all ihren Facetten kennenlernen und deshalb meine Arbeit als CEO sehr gut vorbereitet starten können. Aufs Neue bin ich immer wieder von der unbedingten Leidenschaft unserer Mitarbeitenden begeistert. Wie sie sich mit viel Herzblut für ihre Aufgaben und unsere Kundinnen und Kunden einsetzen! Das bekomme ich übrigens auch als Feedback von diesen gespiegelt. Ganz neu ist für mich meine Arbeit als Verwaltungsrat der Bankiervereinigung und als Verwaltungsrat des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken.
Wie haben Sie seit Amtsantritt all das Neue zu steuern vermocht?
Als CEO ist die Arbeit im Team sehr wichtig. Ich habe das Glück, dass ich ein exzellentes Team übernehmen konnte. Insofern liess sich das, was neu war, wirklich gut kanalisieren. Gemeinsam haben wir in den letzten drei Monaten unsere Ambition und die strategischen Prioritäten für unsere Bank festgelegt. Wir sind fokussiert unterwegs.
Müssen Sie sich in Ihrer Neugierde manchmal bremsen?
Ich bin ein offener und kommunikativer Mensch, jemand, der Ideen diskutieren will und zu einem offenen Dialog einlädt. Bremsen muss ich mich bei alledem nicht. Würde auch gar nicht funktionieren (lacht).
Was nehmen Sie in der Bank besonders positiv wahr?
Zuerst die starke Willkommenskultur. Ich bin überall offen und vor allem auch herzlich empfangen worden. Unsere Kultur ist eine absolute Stärke – auch das spürt unsere Kundschaft. Sicher ist die hohe Kompetenz in allen verschiedenen Bereichen und Fachgebieten der Bank selbstverständlich; aber sie dann konkret zu erleben, das ist schon noch einmal etwas Besonderes. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen ihr Handwerk.
Es ist nicht Ihr erster CEO-Posten, doch die Unternehmen vorher waren nicht so gross, wie es die Zürcher Kantonalbank ist. Für welche Erfahrungen an anderem Ort sind Sie besonders dankbar?
Grösse allein ist nicht das, was zählt. Viel wichtiger sind in der Tat die Erfahrungen, die ich sammeln durfte – etwa jene, immer wieder aufs Neue für komplexe, unstrukturierte Aufgabenstellungen Lösungen gefunden zu haben. Ich bin seit 30 Jahren in der Finanzindustrie tätig und arbeite seit rund 25 Jahren als CEO in nationalen und internationalen Finanzinstituten – all die während dieser Zeit gesammelten Erfahrungen kann ich nun bei der Zürcher Kantonalbank vereinen und so die Bank weiterentwickeln.
Was hat die Zürcher Kantonalbank, was andere Banken nicht haben?
Sehr besonders sind eben unsere Kultur und der Spirit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei uns herrscht eine Kultur des Vertrauens, des Miteinanders, der gegenseitigen Wertschätzung. Ich kann es nicht oft genug sagen: Auch das spüren unsere Kundinnen und Kunden. Und unser Engagement für den Kanton Zürich ist natürlich hervorzuheben. Wir sind die Bank der Zürcherinnen und Zürcher und haben einen klaren Leistungsauftrag oder neudeutsch «Purpose». Dieser ist einzigartig: Wirtschaftliches Handeln in Einklang mit Umwelt und Gesellschaft zu bringen, ist tief in unserer DNA als Bank verankert.
Warum ist Ihnen Kontinuität so wichtig?
Die Zürcher Kantonalbank ist hervorragend positioniert. Wir sind die sicherste Universalbank auf der Welt. Die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit zeigt Höchstwerte. Unser finanzieller Erfolg erlaubt es uns, jährlich einen substanziellen Betrag an den Kanton und an die Gemeinden in Zürich auszuschütten. In einer solchen Ausgangslage ist Kontinuität wichtig: für unsere Kundinnen und Kunden, unsere Mitarbeitenden, unseren Eigentümer, unsere Geschäftspartner wie auch für die vielen Organisationen, die wir im Rahmen unseres Leistungsauftrags im Kanton Zürich unterstützen. Kontinuität heisst aber nicht Stillstand. Wir müssen und wollen uns auf der Basis unserer Stärken weiterentwickeln, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Inwiefern ist der Finanzplatz mehr als die Summe der Banken in der Schweiz?
Die Schweizer Finanzinstitute verwalten derzeit rund 25 Prozent der grenzüberschreitenden Kundenvermögen. Der Finanzplatz Schweiz hat deshalb eine grosse Verantwortung, diese Vermögen möglichst nachhaltig und in Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen und dem Netto-null-Ziel anzulegen. Wir können stolz darauf sein, dass in der Schweiz viele Pioniere des nachhaltigen Finanzwesens zu Hause sind, sei es in den Bereichen Private Equity, Asset Management oder Private Banking.