Jürg Bühlmann, welche Gedanken hatten Sie, als Sie von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS erfahren haben?
Mein erster Gedanke war: Das kann ja gar nicht sein! Wie andere auch hätte ich mir eine unabhängige, starke Credit Suisse gewünscht. Aber angesichts der Entwicklungen war diese Übernahme richtig und notwendig, um das Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz zu sichern. Ich dachte an unsere Kundinnen und Kunden, die von den Auswirkungen zum Teil ebenfalls betroffen sind, und natürlich an die Mitarbeitenden der Credit Suisse. Für sie ist diese Übernahme sicher nicht einfach zu verarbeiten. Sie haben die CS Schweiz im Firmenkundengeschäft sehr erfolgreich gemacht.
Die UBS und die CS sind wichtige Banken für Schweizer Firmenkunden. Gibt es durch den geplanten Zusammenschluss nun viele Unternehmen, die die Bank wechseln?
Die Reaktionen auf die Krise der CS haben sich bereits im Herbst akzentuiert. Am Markt waren erste Verunsicherungen spürbar. Wir bemerkten bereits damals eine Zunahme der Anfragen von Firmenkunden – auch, aber nicht nur von CS-Kunden. Der typische Firmenkunde hat meist mehrere Bankbeziehungen und ist sehr loyal. Ein Wechsel der Bank nimmt viel Zeit in Anspruch und kostet Energie. Man muss das Zahlungsverkehrssystem und die Kontobeziehungen anpassen, Verfügungsberechtigungen ändern, zahlreiche Dokumente einreichen und so weiter. Einen solchen Aufwand überlegt man sich gut.
Welche Auswirkungen hat die Übernahme konkret für Schweizer Firmen?
In einem Wettbewerbsumfeld mit nur noch einer verbleibenden Grossbank bietet die Zürcher Kantonalbank ihren Firmenkunden aus der gesamten Schweiz eine professionelle und kompetente Alternative. Wir bieten Risikodiversifikation und Wettbewerb im Produkt- und Dienstleistungsangebot – in allen Bereichen, die auch eine Grossbank anbietet.
Welche Reaktionen haben Sie von Unternehmerinnen und Unternehmern erhalten?
Die Situation der CS hat dort Verunsicherungen ausgelöst. Da geht es um ganz konkrete Fragen: Stellt mir die neue Grossbank noch die gleiche Kreditlimite zur Verfügung? Wer zuvor bei zwei Banken je eine Limite hatte, wird nun wahrscheinlich nur noch eine – vielleicht tiefere – Limite haben. Wie gross der Risikoappetit pro Kunde der «neuen UBS» schliesslich ist, wissen wir nicht. Oder was passiert mit meiner Kundenberaterin oder meinem Kundenberater, mit denen ich vielleicht seit Jahren gerne und gut zusammenarbeite? Die neue Grossbank wird Synergien erzielen müssen. In welchem Umfang und in welchen Bereichen es zu einem Personalabbau kommt, ist noch nicht bekannt. Solche Unsicherheitsfaktoren übertragen sich auf die Kundschaft. Deshalb suchen sie nun einen sicheren Hafen. Das kann zum Beispiel unsere Bank sein, die eine der sichersten Banken der Welt ist. Diese Verlässlichkeit ist in unsicheren Zeiten besonders gefragt. Nicht umsonst wird gesagt: Vertrauen ist die wichtigste Währung.