Werfen wir zu Beginn nur kurz einen Blick zurück in die Klosterkirche in Bellelay, Berner Jura. 2019 war's: Einerseits hatte Zilla Leutenegger dort für ihr Werk «L'ouest ou l'est» zwei ausrangierte mechanische Flügel platziert, welche von im Nordturm befindlichen und mit den Flügeln per Stromkabel verbundenen Solarpanels gesteuert wurden. Je nach ausgerichteter Himmelsrichtung ertönten die Flügel vormittags oder nachmittags, und beide, wenn die Sonne im Zenit stand.
Andererseits hatte die Zürcher Künstlerin in jenem Gebäude einen weiteren Kontrast im Kirchenschiff geschaffen, dies durchs Aufstellen von vier Paravents, deren Innenseiten mit spiegelnden Stahlplatten bestückt sind. Jener mit einer nach einem bestimmten Verfahren bedruckten Melone darauf – in der Fachterminologie wird dieses Druckverfahren Monotypie genannt –, ist einer unserer Kunst-Neuankäufe aus dem letzten Jahr: Karin Bär, AS, stellt ihn im fünften Teil unserer Kunstserie auf besondere Art und Weise, nämlich mit einer wunderbaren Mixtur aus Seelenruhe und Schwärmerei vor.
Lebensglück im Kleinen
Karin Bär gehört der Kunstkommission der Zürcher Kantonalbank seit vergangenem Jahr an – und es ist vielleicht so etwas wie Lebensglück im Kleinen, dass gleich in der für sie ersten Sitzung jenes Werk zum Kauf vorgestellt wurde, das sie «komplett begeistert» hat, wie sie es formuliert. Das hat zunächst einmal damit zu tun, dass für sie die Wassermelone, die ein Fruchtgemüse ist, ohnehin sehr viel übrighat, die Melone aus ihrer Sicht nicht nur den sommerlichen Arbeitsalltag perfekt ergänzt, sondern überhaupt das Leben.
Karin Bär assoziiert mit einer Wassermelone Attribute wie «gesund und bekömmlich, fröhlich und leicht, erfrischend und belebend». Auch Begrifflichkeiten wie «Power, Leistungsbereitschaft» kommen Karin Bär in den Sinn – dass sie zum Foto- und Gesprächstermin wie selbstverständlich nicht nur eine Wassermelone, sondern auch ein Exemplar jenes abgerundeten Huts mitbringt, nie war weniger Zufall. Mit im Gepäck hat sie auch eine Menge schöner Gedanken, sie sagt: «Ich finde es wichtig, dass Kunstwerke auf den ersten Blick viele Aussagen mitgeben und die Menschen bewegen und zum Denken anregen – ohne dass der Betrachter vertiefte Kenntnisse mitbringen muss.»