«Es ist zweierlei, warum mich dieses Werk von Baker besonders anspricht. Zunächst: Ich bin im Financial Institutions International (III) Länder- und Bankenverantwortliche für Greater China (China, Hongkong, Taiwan und Macau). Regelmässig erhält die Zürcher Kantonalbank Kundenbesuch von unseren chinesischen Bankenkunden – sie kommen gern mit einer grossen Delegation. Ich erinnere mich an den September 2019, als wir im Bankratsaal den Präsidenten und überhaupt das Topmanagement der China Construction Bank zu Gast hatten. Ich darf verraten: Der Präsident der CCB, Giuping Liu, war wie gefesselt vom Anblick des von Shirana Shahbazi entworfenen Terrazzobodens. Er stellte dann sehr präzise Fragen zu diesem herrlichen Werk, wollte alles genauestens von Chris Sandercock, unserer Leiterin Fachstelle Kunst, wissen: Welche Pigmente verwendet worden seien, wie die Farben in den Terrazzoboden gemischt worden seien – und vieles mehr.
Energie durch Kunst
Den Präsidenten einer der grössten Banken der Welt in dieser unerwartet anderen Energie zu erleben, von einer sensiblen und kunstaffinen Seite – das hat mich wirklich gerührt. Und ja, dieses Erlebnis hat auch meinen Stolz auf die Kunst der Zürcher Kantonalbank noch einmal verstärkt. Ich will dies noch erzählen: Mit grosser Freude durfte ich dann 2020 meiner pensionierten Kollegin Salome Handschin in der Kunstkommission nachfolgen. Denn schon als ich vor viereinhalb Jahren zur Zürcher Kantonalbank gestossen bin, war ich beeindruckt von der Kunst am Bau und den Kunstwerken in den Sitzungszimmern. Nach 13 Jahren bei internationalen Banken in Genf und New York hatte ich – ganz ehrlich gesagt – niemals derart diverse und moderne Gegenwartkunst bei der Bank erwartet.
Divers ist ein gutes Stichwort – zu den Bienen. Einerseits empfinde ich seit je einen tiefen Respekt für sie im Besonderen und für die Biodiversität im Allgemeinen, diese Fülle unterschiedlichen Lebens in diesem und jenen Landschaftsraum. Bienen sind hochintelligente Wesen, hochentwickelt. Sie bestäuben etwa 80 Prozent unserer Nutz- und Wildpflanzen – und wie unermüdlich sie das tun. Kann das in den Medien ja zuhauf thematisierte Bienensterben nicht gestoppt werden, muss davon ausgegangen werden, dass sich weltweit unsere Nahrungsgrundlagen grundlegend verändern, verknappen und verteuern werden. Weil es überhaupt die Aufmerksamkeit auf die Bienen lenkt, freue ich mich sehr, dass Bakers Bild Bestandteil dieser Kunstsammlung ist. Wie sehr die Nachhaltigkeit unseren Leistungsauftrag und unsere Geschäftspolitik berührt, ist evident.
Annähern und kennenlernen
Andererseits weist dieses Werk Parallelen zu unseren gesellschaftlichen Prozessen auf. Angst, Vorurteile und Abneigung vor dem Fremden schwinden, wenn das Fremde allmählich durch Erkennen ersetzt werden kann. In meinem Alltag treffe ich dieses Phänomen des Öfteren punkto gewissen Haltungen Chinas gegenüber an. Ich stelle immer wieder fest, wie wenig unsere Kulturkreise sich eigentlich kennen, ob das Geschichte, Kultur, Wertesysteme oder Mentalitäten meint. Geopolitisches Machtverhalten von Regierungen setzen wir tendenziell leider mit Völker- und Menschenbetrachtungen gleich. Darin, sich nicht von Vorurteilen leiten zu lassen, sondern sich anzunähern und kennenzulernen, sehe ich einen Schlüssel zur konstruktiven Zusammenarbeit bis hin zur friedlichen Koexistenz.»