Frau Caprez, Sie beraten junge und junggebliebene Personen, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen. Welche Rolle spielen dabei die Finanzen?
Nadine Caprez: Sie sind klar das wichtigste Thema, hier gibt es die grössten Unsicherheiten. Es türmen sich die Fragen, etwa jene: Wie viel Geld brauche ich am Anfang? Ab welchem Zeitpunkt werde ich mir einen Lohn auszahlen können? Hier setze ich mit meiner Beratung an; ich konkretisiere zusammen mit den Gründerinnen und Gründern alles Schritt für Schritt. Mit der Finanzplanung entsteht dann auch eine Art Mini-Business-Plan – und alle Elemente erhalten ein Preisschild.
Bekommt auch die persönliche Vorsorge ein Preisschild?
N. C.: Die Vorsorge ist beim Start eigentlich nie ein Thema. Wer eine Firma gründet, will einfach loslegen und die eigenen Ideen verwirklichen. Zugunsten der persönlichen Freiheit bleibt die persönliche Sicherheit ein Stück weit auf der Strecke. Natürlich mache ich darauf aufmerksam. Es ist aber sicher so, dass viele Gründerinnen und Gründer am Anfang kaum etwas einzahlen können in die 2. oder die 3. Säule.
Frau Albrecht, können Sie nachvollziehen, dass Start-up-Unternehmerinnen und -Unternehmer häufig keinen Blick auf die Vorsorge haben?
Judith Albrecht: Grundsätzlich ja. Wer ein Unternehmen gründet, hat den Fokus auf die eigene Geschäftsidee gerichtet – da bleibt wenig Zeit für andere Themen. Vorsorge bedeutet aber immer zweierlei: Vorsorge fürs Alter und Absicherung für die Risiken Erwerbsunfähigkeit und Todesfall. Für eine kurze, vorübergehende Phase ist es vertretbar, den Fokus nicht auf der Altersvorsorge zu haben. Eine persönliche Erwerbsunfähigkeit kann uns hingegen alle und jederzeit treffen. Falls eine finanzielle Verantwortung für einen Partner, eine Partnerin oder die Familie besteht, sollte auch für den Todesfall vorgesorgt werden.