Die Skischuhe und Wanderstöcke sind hinten rechts zu finden, zu den Blusen, Jeans und Babykleidern geht’s geradeaus, die goldenen Ohrringe, die Uhren und die Notebooks werden links bei der Kasse präsentiert – auf den ersten Blick ist der Verkaufsladen in Zürich-Wollishofen ein kleines, sehr gut ausgestattetes Quartierwarenhaus. Ganz besonders sind jedoch die Geschichten der angebotenen Gegenstände: Fast alle wurden von ihren ehemaligen Besitzerinnen oder Besitzern verlegt, verloren und vergessen. «Unser Geschäft spiegelt die Gesellschaft: Wir sind umgeben von hochwertigen, schönen Dingen – und lassen sie dann im Zug, im Tram oder auf dem Flughafen liegen», sagt Roland Widmer. Zusammen mit seiner Frau Isolde schenkt er den Waren im Fundsachenverkauf ein zweites Leben.
Eigentlich wollten die Widmers 2004 nur eine einmalige Versteigerung von Fundgegenständen an einem Markt durchführen – und entdeckten nach ersten Kontakten mit den SBB ein brachliegendes Geschäftsfeld. Denn der Bahnbetrieb suchte dringend nach einem festen Abnehmer für all jene Fundsachen, die nach der gesetzlich geregelten Aufbewahrungsfrist von drei Monaten nicht zurück zu ihren Besitzern fanden. Die Widmers ergriffen die Chance, gründeten ein Geschäft und wurden so zu einem Recyclingbetrieb der ganz eigenen Art.