1. Machen Sie sich Gedanken über Ihr künftiges Leben
«Was ist mir wichtig? Und welche Wünsche habe ich nach der Pensionierung?»: Diese Fragen stünden immer am Anfang jeder Finanzplanung, sagt Michèle Geissmann. Genauso wichtig sei es aber, auch die Pläne der Partnerin oder des Partners zu erfahren – nicht immer seien diese deckungsgleich mit den eigenen. Um die gemeinsamen Ziele zu erfahren – und den daraus resultierenden Finanzbedarf zu ermitteln –, sei es wichtig, sich frühzeitig auszutauschen und abzustimmen. Denn nur so könne der Vermögensaufbau gesteuert oder die Vorsorge gestärkt werden.
2. Listen Sie Ihre Ausgaben auf (und beachten Sie dabei die Teuerung)
«Im Alter sinken doch die Ausgaben, da brauche ich auch nicht mehr so viel Geld»: Diese Meinung hört Michèle Geissmann häufig. Doch sie sei ein Trugschluss: «Grundsätzlich bleiben viele Ausgabeposten auch nach der Pensionierung gleich, wenn sich der Lebensstandard nicht verändern soll.» Oft falle nicht mal die Steuerrechnung deutlich geringer aus, denn erwerbsbedingte Abzüge könnten nicht mehr geltend gemacht werden.
Die einzige verlässliche Basis ist deshalb, die wiederkehrenden und unregelmässigen Ausgaben aufzulisten. Am besten sei es, dafür eine Vorlage zu verwenden, sagt Michèle Geissmann (vgl. auch Auflistung unten). «So ist sichergestellt, dass keine Posten vergessen gehen.» Doch ist eine solche Aufstellung nicht sehr aufwendig? Finanzplanerin Geissmann hat auch hier einen Tipp: «Der Finanzassistent im ZKB eBanking vergisst keine Ausgaben und unterscheidet die einzelnen Ausgabekategorien.»
Ein weiterer wichtiger Punkt: «Die Teuerung nicht ausser Acht lassen», sagt Michèle Geissmann. Denn die Lebenshaltungskosten ändern sich im Zeitverlauf. «Nach einer längeren Phase mit rückläufigen Werten steigt die Teuerung seit 2022 wieder», merkt Michèle Geissmann an. Zwar sei eine Prognose für die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte schwierig, meint die Finanzplanerin. Eine vorsichtige Berechnung mit Reserven sei aber sicher nicht falsch. Eigenheimbesitzer sollten zudem nicht nur die aktuellen, sondern auch die langfristigen Hypothekarzinsen einkalkulieren. Jedes Ausgabenbudget braucht aber auch einen Realitätscheck: «Es lohnt sich, jährlich – oder mindestens alle paar Jahre – zu überprüfen, ob der berechnete Sparbetrag auch eingehalten wird», sagt Michèle Geissmann. Auch hier helfe der Finanzassistent, die einzelnen Ausgabeposten zu analysieren.
3. Prüfen Sie Ihre aktuellen und künftigen Einnahmen
Als Gegenüberstellung zu den Ausgaben kommen auch die Einnahmen ins Budget. Wer während des aktiven Erwerbslebens Sparbeiträge auf die Seite legen kann, sollte dies tun: Die Ersparnisse ergänzen die späteren Einnahmen im Pensionsalter. Diese setzen sich meist aus drei Quellen zusammen: AHV, Pensionskasse (PK) und Vermögensverzehr.
Die AHV lasse sich nur bedingt steuern, etwa durch die Wahl des Arbeitspensums, sagt Finanzplanerin Geissmann: «Die Maximalrenten lassen sich aber nicht vergrössern.» Mehr geht bei der PK: Freiwillige Einkäufe oder freiwillig höhere Sparbeiträge könnten die spätere Rente (oder den Kapitalbezug) erhöhen, so Michèle Geissmann. Die ideale Möglichkeit für alle Erwerbstätigen biete schliesslich die Säule 3a: «Wir empfehlen, Einzahlungen in die private Vorsorge während des Erwerbslebens zu prüfen. Denn sie sind eine wertvolle Ergänzung zu den Einnahmen im Alter.» Bei der Kalkulation der künftigen Einnahmen im Rentenalter können die Kundenberaterinnen und Spezialisten der Bank auf Wunsch Unterstützung leisten.
Weitere mögliche Einnahmequellen sind Erträge aus Wertschriften und anderen Beteiligungen oder Mietzinseinnahmen aus Liegenschaftsbesitz. «Natürlich ist es auch möglich – sofern die Gesundheit es zulässt und die Lust vorhanden ist –, über das 65. Altersjahr hinaus weiterzuarbeiten. So lassen sich zusätzliche Einnahmen generieren», sagt Michèle Geissmann. Und schliesslich könnten im Ruhestand auch Teile des angesparten Vermögens strukturiert abgebaut und damit die Ausgaben mitfinanziert werden.
4. Optimieren Sie Ihr Budget, falls nötig
Der grosse Moment jeder Budgetierung folgt immer mit dem Blick auf den Saldo: Geht die Rechnung auf? Falls die Gegenüberstellung von Ausgaben und Einnahmen ein Defizit ergebe, sei entweder ein Verzicht oder eine Reduktion bei gewissen Ausgabeposten angesagt – oder eine rechtzeitige Optimierung des Vermögens vor der Pensionierung, so Finanzplanerin Geissmann. «Oft findet man bei einer sorgfältigen Analyse Potenzial, um etwa die Steuern zu optimieren, die Vorsorge zu stärken oder das Vermögen anders zu strukturieren und den Vermögensaufbau damit zu forcieren.» Damit dies gelinge, lohne es sich, Expertenhilfe in Anspruch zu nehmen.
5. Holen Sie sich Hilfe
«Wer sich Unterstützung holt, erhält Transparenz, Sicherheit und wertvolle Empfehlungen»: So lautet Michèle Geissmanns Antwort auf die Frage nach dem Warum einer Pensionierungsplanung. Eine genaue Analyse der Finanzen, die Überprüfung des eingeschlagenen Kurses, das Besprechen von offenen Punkten und das Ausloten von Optimierungspotenzial bringe in vielen Fällen einen finanziellen Vorteil für die Situation im Alter, sagt die Finanzplanerin mit Blick auf ihre berufliche Erfahrung. Wichtig sei aber vor allem eines: Die Pensionierungsplanung idealerweise ab dem Alter 50 anzugehen und sich bei Bedarf rechtzeitig Hilfe zu holen. Denn so ist sichergestellt, dass wichtige Weichenstellungen in den letzten Jahren bis zur Pensionierung nicht verpasst werden.