Kein "Courant normal" im Aussenhandel...
Tatsache ist, dass die Schweiz in diesem Jahr den stärksten wirtschaftlichen Einbruch seit der Erdölkrise Mitte der 1970er-Jahre durchlebt. Tatsache ist auch, dass nach einem so starken Einbruch die Wachstumsraten in der Folge ansehnlich hoch ausfallen werden. Wir prognostizieren für 2021 ein BIP-Wachstum von 3,5 Prozent. Die in verschiedenen Erdteilen immer wieder aufflammenden Corona-Herde lassen derweil die Hoffnung schwinden, dass die Schweizer Exportwirtschaft bald wieder zur alten Stärke zurückfinden wird. Die aussenwirtschaftlichen Impulse dürften in den nächsten Quartalen also relativ schwach ausfallen.
... aber auch nicht im Binnensektor
Der private Konsum in der Schweiz hat sich rascher erholt als im Sommer zunächst befürchtet. Mit den nach maximal 18 Monaten auslaufenden Kurzarbeitsentschädigungen werden in verschiedenen Branchen die schwelenden strukturellen Mängel allmählich zu Tage treten. Die Unternehmenskonkurse werden rascher als in der Vergangenheit zunehmen, und die Arbeitslosigkeit, von der bisher vor allem befristete Arbeitsverhältnisse und die Arbeit auf Abruf betroffen waren, wird steigen. So wird gemäss unseren Einschätzungen die Arbeitslosenrate im nächsten Herbst über 4 Prozent klettern und im Jahresschnitt 4 Prozent betragen. Der Weg zurück zur Normalität gestaltet sich also harzig. Wir müssen vorerst mit einer «95-Prozent-Wirtschaft» Vorlieb nehmen, wobei – selbstredend – ein wirksamer Impfstoff gegen COVID-19 natürlich dem Spuk ein rascheres Ende setzen könnte.
Strukturelle Veränderungen wahrscheinlich
Je länger uns die Corona-Krise beschäftigt, desto spürbarer werden die strukturellen Veränderungen ausfallen. So hat die Vollbremsung der Mobilität der Klimadebatte bekanntlich neue Impulse verliehen. Home-Office und das Vermeiden von Bargeldzahlungen haben die Digitalisierung in höhere Schwingungen versetzt. Solch strukturelle Veränderungen verlaufen erfahrungsgemäss nicht friktionslos. Die Arbeitslosigkeit wird das Vorkrisenniveau in den nächsten Jahren kaum mehr unterbieten.
Kurzfristzinsen fest verankert
Zentral ist derweil die Frage, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf die Zinslandschaft Schweiz zeitigen wird, gehören doch die Zinsen zu den wichtigsten Treibern am Immobilienmarkt. Die US-amerikanische Notenbank hat unmissverständlich signalisiert, dass sie aufgrund ihrer geldpolitischen Neuausrichtung bis mindestens 2023 nicht gewillt ist, über eine Zinsanhebung nachzudenken. Sie liefert damit eine Steilvorlage für andere Zentralbanken, auch für die Schweizerische Nationalbank. Gemäss unseren Einschätzungen wird daher der Saron in den nächsten Quartalen, wenn nicht gar Jahren, nahe beim heutigen SNB-Leitzins von 0,75 Prozent notieren (siehe Grafik). Die Langfristzinsen ihrerseits haben nur ein beschränktes Anstiegspotenzial. Wie jüngst publizierte Studien zeigen, drücken Pandemien im Gegensatz zu Kriegen die Realrenditen für mehrere Jahre nach unten. Pandemien ziehen typischerweise höhere Sparraten nach sich. Hingegen bleibt das Kapital, anders als bei kriegerischen Auseinandersetzungen, erhalten. Da in nächster Zeit in der Schweiz wohl nur für einzelne Güter höhere Preise bezahlt werden, namentlich medizinische und solche, die durch die Unterbrechung von Wertschöpfungsketten knapp geworden sind, verharrt die Inflation in niedrigen Gefilden. Ein wenig dynamisches Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation und Notenbanken, die ultra-expansiv bleiben, sind keine Ingredienzien für steigende Renditen – und auch nicht für steigende Hypothekarzinsen.
Unsere aktuelle Konjunkturprognose finden Sie unter zkb.ch/konjunkturprognose.