Am 16. März 2022 erhöhte die US-Notenbank (Fed) zum ersten Mal seit 2018 die Leitzinsen, nachdem sie der Wirtschaft rund zwei Jahre Zeit gelassen hatte, sich von der Pandemie zu erholen. Es war höchste Zeit, denn die US-Inflation hatte bereits Ende 2021 mit 7 Prozent den höchsten Stand seit den frühen 1980er-Jahren erreicht und drohte weiter in die Höhe zu schnellen. Ökonomen und Währungshüter wurden von der Beschleunigung des Preisauftriebs gleichermassen überrascht.
Das Fed hat zunächst ungewöhnlich zögerlich auf die steigende Inflation reagiert, was auch damit zu tun hatte, dass es im Sommer 2020 eine Strategieanpassung vorgenommen hatte. Die US-Zentralbank hatte damals beschlossen, bei der Steuerung der Geldpolitik künftig mehr auf den Arbeitsmarkt zu achten und anstelle eines Punktziels ein durchschnittliches Inflationsziel von 2 Prozent zu verfolgen. Das Unter- und Überschreiten des Inflationsziels sollte damit über die Zeit kompensiert werden können.
Bezeichnenderweise war der Strategieänderung eine über zehnjährige Periode vorausgegangen, während der die Notenbank das Inflationsziel fast ausnahmslos unterschritten hatte. Noch im Herbst 2021 erklärte Fed-Präsident Jerome Powell, man werde die Zinsen erst anheben, wenn wieder Vollbeschäftigung herrsche. Da war die Inflation aber schon heissgelaufen.
Fed erhöht Zinsen in historischem Ausmass
Anfang 2022 wurden den Währungshütern ihre Versäumnisse allmählich klar und sie schufen die Voraussetzungen für eine erste Anhebung der Leitzinsen im März 2022. Es blieb nicht bei kleinen Schritten. Die Notenbank steigerte ihr Tempo und es folgten historische Zinsanhebungen. Insgesamt erhöhte die US-Notenbank die Leitzinsen in den letzten zwölf Monaten um 450 Basispunkte (vgl. Grafik). Das ist die grösste Anhebung innerhalb eines Jahres seit dem Zinserhöhungszyklus 1980-81, als das Fed versuchte, die grosse Inflation der 1970er-Jahren zu zähmen.