Nettozuwanderung macht die Differenz
In diesem Referenzszenario des BfS wird angenommen, dass das Bevölkerungswachstum in der Schweiz in der nächsten Zeit jährlich rund 0,8 Prozent betragen wird und sich dann bis 2050 auf 0,4 Prozent abschwächt. Natürlich nehmen die Geburten und Todesfälle mit steigender Bevölkerung zu. Der Geburtenüberschuss (Geburten minus Todesfälle) von aktuell rund 20'000 Personen wird sich 2050 gemäss der BfS-Projektion aber gerade noch auf 5'000 Personen belaufen. Wie schon in den letzten Jahrzehnten wird das Bevölkerungswachstum also vor allem auf die Nettozuwanderung zurückzuführen sein. Bis 2030 wird der Wanderungssaldo, sprich die Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen, jährlich bei über 50'000 zu liegen kommen. Bis Ende des Prognosehorizonts sinkt er dann auf 35'000.
Exotin innerhalb Europa
Gehört die Schweiz mit einem prognostizierten Wachstum von 20 Prozent in den nächsten drei Dekaden zu den Exoten? Wenn wir die angrenzenden Länder als Vergleich heranziehen, ist diese Frage klar mit Ja zu beantworten. Gemäss den Referenzprognosen von Eurostat verringert sich die Bevölkerung der EU-27 (Mitgliedstaaten der Europäischen Union) zwischen 2020 und 2050 sogar. In Deutschland wird mit einem Rückgang von 1 Prozent gerechnet, in Italien mit einem Bevölkerungsschwund von 4 Prozent. Für Frankreich resultiert immerhin ein Wachstum von 4 Prozent und für Österreich eines von 5 Prozent.
Im globalen Gleichschritt
Wenn wir hingegen das prognostizierte demografische Wachstum der Welt betrachten, befindet sich die Schweiz in guter Gesellschaft. Gemäss den UNO-Prognosen wird die Weltbevölkerung bis 2050 mit gut 20 Prozent wachsen – also ähnlich stark wie die Schweiz. Indien wird gar ein leicht schwächeres prozentuales Wachstum an den Tag legen als die Schweiz. Natürlich gibt es innerhalb der Länder und Kontinente riesige Unterschiede. Bekanntlich wird die afrikanische Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten mit Abstand am schnellsten wachsen.
Fachkräftemangel als Herkulesaufgabe
Das prognostizierte Schweizer Bevölkerungswachstum kann durchaus als atypisch bezeichnet werden. Während die an die Schweiz angrenzenden Länder in den nächsten Jahrzehnten kaum mehr wachsen oder gar schrumpfen werden, wird die Schweiz aufgrund der Zuwanderung nochmals deutlich zulegen. Wegen des vorherrschenden Fachkräftemangels stellt sich die Frage, ob es der Schweiz gelingen wird, den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Ein Blick in die Vergangenheit stimmt insofern auch für die Zukunft zuversichtlich, als es den wirtschaftspolitischen Akteuren in der Schweiz stets gelungen ist, sich neuen Rahmenbedingungen pragmatisch anzupassen.