Nach dem Ende des Kalten Krieges in den späten 1980er-Jahren waren die USA für zwei Jahrzehnte unangefochten die dominierende Macht, und zwar militärisch, ökonomisch, politisch und kulturell. In der Finanzmarktkrise ab 2008 bekamen die USA in ihrer Funktion als alleiniger Hegemon allerdings arge Kratzer ab. 2012 sollte der Wahl von Xi Jinping zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas eine wichtige Bedeutung zukommen. China, das in den letzten Jahrzehnten ein exorbitantes Wirtschaftswachstum an den Tag legte, tritt unter der Ära Xi nach innen immer autoritärer und nach aussen zunehmend konfrontativer auf. Dadurch fühlen sich die USA in ihrem hegemonialen Selbstverständnis herausgefordert.
Neuer Dreh- und Angelpunkt ist der Indopazifik. Anschauungsunterricht dazu liefern vor allem die Querelen um den Status Taiwans. Bis vor wenigen Jahren gingen die westlichen Länder fälschlicherweise davon aus, dass sich in China mit der Einbindung in die Weltwirtschaft und dem steigenden Wohlstand demokratische und rechtsstaatliche Verhältnisse quasi automatisch ergeben würden. China wurde mehr als Partner denn als Rivale betrachtet. Taiwan und China näherten sich einander von den 1980er-Jahren bis 2016 an, wenn auch hauptsächlich aufgrund wirtschaftlicher Interessen.
Reizwort Indopazifik
Während der Präsidentschaft Donald Trumps kamen die bereits seit Längerem gärenden Zerwürfnisse zwischen China und den USA stärker ans Licht. Unter anderem entwickelten die USA ihre Vision des «Free and Open Indo-Pacific (FOIP)» als strategische Antwort auf die «Belt and Road Initiative» (BRI) Chinas. Allein die Wortkreation Indopazifik ruft in den verschiedenen politischen Lagern kontroverse Sinnesreize hervor. Für den Westen ist der Begriff positiv konnotiert, versteht er doch darunter einen Gegenentwurf zur sinozentrischen Neuordnung in der Region des Pazifiks und des Indischen Ozeans. Das Reich der Mitte lehnt das Konzept Indopazifik als eine gegen Peking gerichtete Eindämmungsstrategie dezidiert ab. Bis zum 100. Jubiläum der kommunistischen Machtübernahme im Jahr 2049 will China die führende Industrienation sein.