Im Rahmen ihrer lockeren Geldpolitik hat die Bank of Japan (BoJ) massive Käufe japanischer Staatsanleihen vorgenommen und damit den 10-jährigen Zinssatz in einem Zielband gesteuert. Die Funktionsweise des japanischen Anleihenmarktes wurde durch das Korsett der Notenbank zunehmend eingeschränkt. Mehr als die Hälfte der Staatsanleihen sind mittlerweile Eigentum der BoJ, sodass der Handel an der Börse dünner geworden und die Liquidität gesunken ist. Das hat die japanischen Währungshüter schlussendlich zu einer Anpassung bewegt.
Die Notenbank behält zwar das Zielband für den 10-jährigen Zinssatz von -0.5% bis 0.5% bei, das sie zuvor schon in mehreren Schritten erweitert hat, spricht aber neu von Referenzwerten und nicht von rigiden Grenzen. Die Anleihenkäufe zur Steuerung der Renditen werden oberhalb des Zielbands nun flexibel eingesetzt. Die harte Verteidigungslinie liegt nun bei einer Rendite von 1%.
Mit der schrittweisen flexibleren Interpretation des Zielbands wird die sogenannte Zinskurvenkontrolle immer mehr abgeschwächt und die Marktkräfte gewinnen wieder die Oberhand.
Finanzmarktströme verändern sich
Auf den ersten Blick scheint die Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung gering, für die Finanzmärkte ist die Bedeutung dieses Entscheids aber nicht zu unterschätzen. Japanische Investoren haben auf der Suche nach höheren Renditen mehr als drei Billionen US-Dollar im Ausland investiert. Sie sind bedeutende Inhaber von Staatsanleihen und Aktien (vgl. Grafik unten). Die hohen Kosten für die Währungsabsicherungen machen diese Investitionen zunehmend unattraktiv. Steigt nun das Renditeniveau in Japan an, wird ein Teil der Vermögenswerte wieder aus den globalen Märkten in die Heimat strömen. Dann könnten jene Anleihenmärkte in Bedrängnis geraten, an denen japanische Anleger erhebliche Bestände halten.